Beim Neujahrsempfang der Stadt Waren im Januar 2016 das historisch-politische Medienprojekt „Life belongs to the living“ mit dem Kulturpreis 2015 der Stadt Waren ausgezeichnet. Es entstand in enger Kooperation zwischen dem Richard Wossidlo Gymnasium Waren und der RAAbatz Medienwerkstatt Mecklenburgische Seenplatte (RAA MV) stattgefunden hat.
Das Medienprojekt „LIFE BELONGS TO THE LIVING“ verbindet medienpädagogische Arbeit mit historisch-politischer Bildungsarbeit für SchülerInnen und soll die Zeit des Nationalsozialismus mit ihren Schrecken und weitreichenden Folgen für junge Menschen fassbar machen. Persönliche Begegnung mit Zeitzeugen, die filmische Aufarbeitung persönlicher Schicksale als Dokumentarfilm von SchülerInnen für SchülerInnen und die Erstellung einer Ausstellung über das jüdische Leben in Waren (Müritz) während des Nationalsozialismus machen Geschichte für die jungen Menschen erlebbar.
Frau Dr. Rother – Lehrerin am Richard-Wossidlo-Gymnasium Waren – recherchiert seit vielen Jahren über das jüdische Leben zur Zeit des Nationalsozialismus in Waren (Müritz). In diesem Zusammenhang lernte sie in den 90-er Jahren die letzte aus Waren stammende Jüdin Gerda Löwenberg Watson kennen und es entwickelte sich ein reger Austausch. Als Gerda im September 2013 verstarb, nahm Frau Dr. Rother Kontakt mit Gerdas Tochter Susan auf, um einige Informationen für einen Nachruf in der regionalen Zeitung zu erbitten. Daraufhin kam eine unerwartete und überraschende Reaktion aus Amerika. Gerdas Tochter Susan hatte erst kurz vor dem Tod ihrer Mutter erfahren, dass sie jüdisch ist und ihre gesamte Familie von den Nationalsozialisten nach Minsk deportiert und dort ermordet worden war. Auf Grund von Gerdas Demenzerkrankung war es Susan nicht mehr möglich, Einzelheiten und Zusammenhänge von ihrer Mutter zu erfahren.
Gemeinsam mit einer Gruppe von SchülerInnen und der Projektleiterin der RAAbatz Medienwerkstatt Anja Schmidt entstand die Idee, Susan Rhyne nach Waren einzuladen und sich gemeinsam auf Spurensuche in die Vergangenheit zu begeben. Die Fragen nach den Ursachen dieses unerklärlichen Schweigens von Gerda und ihrem Mann gegenüber der einzigen Tochter sollten im Fokus des Projektes stehen. Das hieß exemplarisch der Frage nachzugehen: welche langfristigen, tragischen Folgen haben die Verbrechen der NS-Zeit der 30er und frühen 40er Jahre des 20. Jahrhunderts über Jahrzehnte gezeitigt und welche ungeahnten Erkenntnisse bringen sie im Jahre 2014 ans Licht! Die Ereignisse bis 1941 einerseits – die Folgegeschichte und Folgegeschichten bis 1938 – mit offenem Ausgang.
So entstand die Idee die persönliche Geschichte der Familie Löwenberg in einem Dokumentarfilm zu bearbeiten und gleichzeitig eine Ausstellung zu erstellen, die sich mit dem jüdischen Leben während des Nationalsozialismus beschäftigt. Mit diesem Projekt haben SchülerInnen gemeinsam zeitgemäße mediale Formen ausprobiert und sich so den Folgen der deutschen Geschichte gestellt.
Der Dokumentarfilm „Gerdas Geheimnis“ wurde an alle Schulen im Landkreis verteilt und zu verschiedenen Anlässen öffentlich aufgeführt. Die Ausstellung ist im Richard Wossidlo Gymnasium aufgebaut und für die Öffentlichkeit zugänglich.